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Elfmeterdrama am Bunga-Bunga-See –

Der Rote Stern Bremen bei der DAM 2012 in Kassel

Freitag, den 25.5.12

Junge, Junge, da lässt der Rote Stern die DAM 2011 aus, macht kein Spiel in 2011, gewinnt nur ein Vorbereitungsspiel im April am Kuhhirten gegen eine Oldietruppe mit 8:3, und dann sind plötzlich insgesamt 18 Sterne für die DAM in Kassel angemeldet. Und wie die dann alle über die berühmten Berge kamen: Harald fuhr schon früh mit dem Rad los, Axel besuchte mit Fynn morgens schon seinen ortsansässigen Doc, 150 Jahre Roter Stern in Gestalt von Achim/Mick/Pelle kam schon um 4 Uhr nachmittags an, und dann folgten in loser Folge der Seniorenclub mit Enkel Friedo/Tommay/Jumbo, der holländischer Pfälzer Eric und das Familiengespann Jürgen/Ontje mit Neueinkauf Tino. Spät am Abend stieß dann noch per Rad mit 2 Söhnen Neuzugang Christian und mit Heimkehrer Ossi. Und am Morgen, so kurz vor dem ersten Spiel, stießen dann noch die berufsverhinderten Svensson/AndreasK sowie Neuzugang Ady dazu. 18 Sterne, kaum zu glauben.

Harald, der die letzten Kilometer mit 3 Vibratoren radelte, hatte einen guten Platz mit rund 3 m² Schatten organisiert, ein weise Entscheidung, wie sich später heraus stellte. Aber es wurde doch auch noch sehr eng. Nebenan die letztmalig antretenden Balltänzer, auf der anderen Seite die Norddeutschen von Stahl Eisen und Karo Oldenburg. Dass könnte ja noch heiter werden, und wurde es auch. Doch dazu später. Zunächst aber Zeltaufbau. Achim hatte keine Gebrauchsanleitung, aber es waren ja 5 Stunden Zeit bis zur Auslosung. Und die reichten knapp. Als endlich auch Friedos Kingsize Luftmatratze mit 100 atü aufgeblasen war, gingen wir zur Auslosung bei doch kühleren Temperaturen. Auf dem Weg zum Festzelt eine kurze Begegnung mit den verrückten Oxfordern, die in Frauenkleidern mit mexikanischen Hüten Einiges erwarten ließen.

Pünktlich um 21 Uhr begann die Gruppenauslosung. Beziehungsweise Festlegung. Auf der Bühne Dynamista Heidrun und Sohn Olli, und als Bühnenbild das Stammlokal Mutter mit echter Theke und Barhocker. Auf einem saß der Fußballkönig Herr Gruber, wie immer im dezenten weißen Anzug und stets lächelnd, auf dem anderen der Fußballgott Axel, eine Art alternativer Darth Vader. Der Fußballkönig ließ keine Auslosung zu, sondern bestimmte die Gruppeneinteilung, nur ab und zu unterbrochen vom Fußballgott. Und so packte er den Titelverteidiger in eine Gruppe mit den Geheimfavoriten Ostberliner Rothosen, dem Rekordmeister Piranhas und den strahlenden Pelmkes, die somit ihrem Traum nach der Laterne nahe waren. Wir Bremer Rotsterne hatten es mit den lustigen Engländern, den uralten Balltänzern und den senil kickenden Aachenern zu tun. Lösbar. Jedes Team durfte in Spielstärke auf die Bühne, und das zog sich. Witzig das Team Italia, eine kleine Familientruppe von Ex-Oxfordern aus Rom, und das Zelt sang ohne Textsicherheit Azzurro. Eine Selbstdarstellung nach der Nächsten, Grüße an die Auswärtsschwester nach Südfrankreich, ein Lied, ein Schlachtruf, die Oberschwaben mit Schwanensee, noch ein Lied, ein bis zehn Mal deftiges Gegröhle, ein Lied, eine wilde RAF-Tanzperfomance àlà Neuseelands Rugbyteam, und nach rund 4 Stunden waren alle Teams durch mit der Bühnenshow. Und es war verhältnismäßig leise im Festzelt. Die schwärmende Schwester Kathi-Party aka RaKäthe aka Frau Stürmer war nicht da. Abgeseilt nach Südfrankreich. Alle warteten auf eine skype-Live-Zuschalte, aber nix. Diesmal also eine Party ohne the definition of annoying. Schade. Also Mitternacht und Ende der Auslosung. Niemand wusste, gegen wen und vor allem wann und auf welchem Platz er zu spielen hatte. Nur für uns war klar: ausschlafen und um 11 gegen unsere grün-weißen Freunde  von der Insel. Aber vorher noch mal eben 250 alte Freunde und vor allem Freundinnen begrüßen, anstoßen, auch mal ne Zigarette schnorren, und um 2 Uhr nachts hatte der Teamchef bis auf den 66-jährigen alle Mann im Bett. Nur Achim hatte keinen Bock auf Kuscheln, und so musste das Bielefelder Urvieh Hasi, der es sich grad gemütlich in Achims Rotsternzelt gemacht hatte, nochmal aufstehen und sich die 20 m weiter zur Bielefelder Zeltstadt wie immer strandhaubitzendicken schleppen. 

Samstag, den 26.6.12

Aufstehen, und es war arschkalt. Aber Zeit bis 11 Uhr bis zum Match gegen die Tommies. Also in Ruhe frühstücken. Was man so Frühstück nennt in der schönsten Stadt der Welt. Gummibrötchen, statt Butter Remoulade (?), Ekelkäse und Plastikwurst. Müsli und andere einigermaßen nahrhafte Dinge waren aus. Immerhin 3 € nur für zwei belegte Schrippen, dafür aber 20 Minuten Wartezeit, denn mit nur 2 Messern schmierte hier der Gast selbst. Den Fraß runterspülen allerdings war schwer möglich. Beide Kaffeemaschinen waren defekt, und so übte man sich an kleinen Bürokaffeemaschinchen ein zweites Mal in DDR-Schlangen-Reminiszenz. Dann Aufstellung machen. Alle waren da, so auch Ady und Svensson mit AndiK. Axel im Kasten, keine Frage. Jumbo und Friedo wollten kürzen treten, für Fynn die Zeit noch nicht reif, und so mussten 15 Rotsterne ran. 25 Minuten. Gegen hochmotivierte Briten. Kreis bilden, Axels Kampfschreie, Anstoß, Chancen durch Christian, Ady und den Teamchef satt, aber am Ende 0:0. Die Vorort-Londoner standen konzentriert hinten drin. Bloß keinen selbst einfangen. Alle wussten nur zu gut, wie toll die Stimmung nach einer Auftaktniederlage ist. Obwohl: mit einem 0:1 sind wir 2002 Meister und 204 Zweiter geworden. Auch im anderen Gruppenspiel trennten sich die Balltänzer von den senilen Kickern aus Aachen torlos. Pause, 2 Stunden, Zeit, wieder viele viele Bekannte treffen, aber auch wieder so manche Bekanntin. Spiel 2 gegen die altgewordenen Balltänzer, deren Urgesteine Ü50 am Spielfeldrand standen. Auf dem Feld quasi die U50 und Nichtalkoholiker. Und wieder torlos, 0:0. Doch bitterer als das Ergebnis war das Ende des Bondcoach: wie immer auf einer DAM hält der Holländer nicht durch. Diesmal: Tritt in den Rasen anstelle eines Fernschusses, ein Aufschrei, und Friedo fuhr schon mal den Wagen vor für einen Kurztrip in die Kliniken Kassels. Muskelfaserriss, das reichte, um im weiteren Turnierverlauf den Zeugwart zu spielen. Die Tommies siegten gegen die Aachen Spielgemeinschaft, und damit war klar: ein Sieg im letzten Spiel reicht zur oberen Hälfte, beim Unentschieden brauchen wir Englands Hilfe und bei einer Niederlage unsererseits hieß das Thema des Abends: Stressbewältigung pur.

Von den Nebenplätzen kamen ebenfalls überraschende Meldungen: der Titelverteidiger Muttersöhne nach zwei Spielen nur noch um Platz 17 bis 32, und auch alle Regensburger Teams, insgesamt immerhin 8 Meisterschaften in Summe, standen vor dem Aus. Doch was sollst: erst mal selbst die Hausaufgaben machen. Ady beendete seine erste DAM, weil er im benachbarten Göttingen noch Singen musste, und der immer wieder für Überraschungen sorgende Ossi war schon mehr Hedu als Rotstern. Letztes Gruppenspiel, als rauf auf den Platz und wegfegen hieß die Devise, und so kam es dann auch. Svensson wurde gefoult, und obwohl es stark nach Andi Möllers Superschwalbe aussah, netzt Standardsituationsexperte Ontje gnadenlos den Elfer ein. Durchatmen. Absichern, nachlegen. Ein Freistoß des Standardsituationen-Profis aus der Bremen Liga in Strafraumnähe flog wie ein Strich unten ins Eck, 2:0. Aber Protest der Senilen, Wiederholung. Ontje putzte den Ball nochmal, Anlauf, knapp an der Nase der Teamchefs in der Mauer vorbei, und zweiten Mal 2:0. Somit Achtelfinale unter den letzten 16. Supernachmittag, auf zum Beglückwünschen und ab zur Cateringecke, und mal kurz asiatische Nudeln, Pizza, Frühlingsrollen und Grillwürste in genau dieser Reihenfolge fassen.  Dazu ein Bier/Alster/Kaffee oder ne Cola. Aber nur kurz. Denn noch am Samstag wartet das Achtelfinal-KO-Spiel. Wer ist noch dabei und auf wen können wir treffen? Überraschung 1: der vermeintliche Gegner Piranhas nicht auf Gruppenplatz eins. Also die Roten Hosen. Stark verjüngt. Über die Hälfte der Anfangsformation Söhne, Neffen und Freunde. Alternative Nachwuchsförderung per excellence. Ein spannendes Spiel. Schon nach kurze Zeit der Rückstand. Oh Gott. Dann aber Tino. Schuss aus 20 Meter, und es knallte im Gebälk. Sprint Ontje, Abschluss, Einschlag unten links vom Keeper, 2:1. Die Sonne schien und alles Glück der DAM, zumindest auf dem Platz, war greifbar nah.  Leider ließ der britische Referee nachspielen. Und in der 26.Minute von 25 stand die schönste Frau der Roten Hosen, der Ex-DDR-Jugendnationalspieler Sven frei am Pfosten, und es stand 2:2. Abpfiff, Elfmeterschießen. 0:1 Ostberlin, Jürgen überwand knapp sein DAM-Trauma, 1:1, dann 1:2, aber ausgerechnet Achim schoss schlapp, vielleicht eine Folge des Hasi-Besuchs, Axel wehrt ab, immer noch 1:2, Ontje schoss ein Loch in Netz, 2:2, Ostberlin zum 2:3, ausgerechnet der Teamchef schoss nach gefühlten 17 verschossen auf den letzten DAMs platziert, 3:3, Ostberlin trifft wieder zum 3:4, und dann machte der letzte Schütze Harald den Schweini, gehalten, Aus, Ende, Platz 9-16 nur noch. Doch die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Super gute Stimmung, gute 4 Samstagsspiele, gute Stimmung, ein Teamgefühl wie in alten Zeiten. Nur Mister O.  tanzte etwas aus der Reihe und wer ständig wechselnd am Lachen, Meckern, Joken oder Hadern, so dass er beschloss, am Sonntag das gelbe Trikot mit dem roten Stern nicht mehr anrühren zu wollen. Es erhoben sich keine Gegenstimmen und die Taschentücher blieben trocken.

Ein Samstagabend ohne Restauranttest in der jeweiligen DAM-Stadt – undenkbar. Mittels Smartphone-App ersparten wir uns mühsames Suchen und entschieden uns für Tassos Taverne am nahegelegenen Buga-See (Bundesgartenschau, für alle Unkundigen im Team) lotste uns der Alterspräsident durch die Botanika. Alle 100 m immer mit Blick aufs Display hieß es: noch soundsoviele Meter in soundsoviel Minuten,  wir sind gleich da. Auf dem Weg dahin kamen wir noch am Sporthaus der Behindertenwerksstätten vorbei. Der ideale Platz für ein Gruppenbild in Zivil, besser konnte der Abend nicht beginnen. Und er wurde noch besser. Auf der VIP-Terrasse begrüßte uns Aphrodite, und bevor das Bier bestellt wurde, hatte AndiK schon seine Eurounterstützungshilfe angeboten: „Kalispera, und wie heißt du?“  15 Weizen, eine Cola und ein weinähnliches Getränk waren jedoch erst mal wichtiger. Und natürlich die Fleischstücke 008,012, 017 und andere , alle Bestellungen ohne 0 bei Helena verbal abzuliefern. Die 0 muss stehen, tagsüber, abends wurde zugelangt. Es mundete Allen, auch die Fleischlosen unter uns kamen auf ihre Kosten, selbst der Keeper Axel brauchte nicht in den Wettkampf mit dem diesmal zuhause gebliebenen Wieland zu treten und als die Rechnung bezahlt werden sollte, kam die Party in der VIP-Lounge der Tasso-Bar am Bunga-Bunga-See so richtig auf Betriebstemperatur: Athene stellte den Euro-Rettungsschirm in Form von 1 bis 2 Flaschen gut gekühltem Ouzo auf den Tisch, und hätten wir unsere Smartphone-Navis nicht dabei, wir hätten das Viertelfinale am Sonntagmorgen verpasst und wären erst zur documenta wieder aufgefunden worden.

Ab zur Rest-DAM ins Festzelt. Die Live-Punktruppe war schon aus, und so gings gleich an den Biertresen oder auf die Tanzfläche. Bis auf die Fußkranken und die anderen Verdächtigen war der hardcore-Kern des Roten Stern in Mannschaftsstärke dabei: you gonna fight for your right to paaaaaarty…Man traf sich wahlweise am Urinal, am Tresen, hinter, unter oder neben den tanzenden Tommies oder bei einer geschnorten Zigarette. Um halb vier jedenfalls stellte der Teamchef fest: ok, der beim letzte beim Staffellauf zum Schlafzelt bin mal wieder ich.

 

Sonntag, den 27.6.12

Schön, dass das erste Spiel erst wieder um 11 Uhr ist.  Da bleibt wieder Zeit fürs Frühstück. Diesmal gleich ganz ohne Käse, und die roten Gemüseesser bekamen zumindest ein halbes Gummibrötchen mit Remoulade und Gurkenscheibchen.  Unser Banker, mittlerweile durch eine Verletzung im Bereich des rechten Schrittes aus dem Turnier eliminiert, entschied sich für die Fahrt in Zentrum der schönsten Stadt der Welt und fand im Keeper samt Sohn Unterstützung. Besser ein teures Frühstück als ein halbteures Unfrühstück. Bananen-Uli fehlte hier mehr denn je. Lag es am Appetit, oder warum spielten wir so grandios zum Viertelfinale auf? Immerhin hieß der Gegner RAF Sturmbühne aus Regensburg, Meister des Jahres 2005. Schon schnell hieß es 2:0 durch den blondgelockten Sohn und dann kam die Stunde des Jüngsten unter uns: Flügellauf wie Stan in seinen besten Zeiten, ein kurzer dropkick-Schuss und der beste DAM-Torhüter Michl konnte seine Mütze nur noch dem Ball im Torwinkel hinterherwerfen.  Kollektives Schuheputzen beim Goalgetter, und das Gegentor zum 3:1: geschenkt! Platz 9 – 12, soviel war schon mal klar. Die Ewige DAM-Bilanz hatte noch die Plätze 10 und 11 im Angebot: beides machbar. Vor dem Mittagessen noch 14 einsatzbereite Rotsterne, und gegen SEK macht Durchzug aus Freiburg war dann etwas die Luft raus. Spiel auf ein Tor, und wie das so ist: das Gegentor entscheidet. Der Teamchef hielt kurz vor Schluß zwar noch mal seine Rübe hin, aber wer Abend für Abend meint, er sei noch 20 Jahre alt, von dem ist kein Tor zumal mit dem Kopf zu erwarten. 0:1 und damit war klar: für den vakanten 11.Platz musste ein Sieg im letzten Turnierspiel her. Gegner: der Studentenclub aus Lemgo. Vorher aber nochmal kräftig asiatische Nudeln, und dann kam so richtig Leben in den VIP-Bereich: eine Windrose – Hurrikan Kathi – fegte übers Gelände, und im nu waren Pappteller, Pizzaböden, Infoblätter und auch Eisenspieler Voxis Hut auf dem Weg in den Orbit. Knapp neben den Dixi-Klos knickte noch eine Laterne um, aber es war zum Glück nicht die Rote für den Turnierletzten. Vom Schreck erholt also zum Nachmittagskick gegen die Studierenden, von dem aber zumindest optisch nicht viel zu sehen war: zumindest 2 Vibratoren und auch 2-3 HEDU-Chinesen wollten mal wissen, wie das feeling so ist, gegen den Deutschen Exmeister anzutreten. Das es nur 3:1 für uns endete, lag vor allem am Ball. Der Teamchef, Anhänger von Tempo 30, schoss von der Strafraumgrenze einen wahren Strahl ins Tor, dem der Torhüter geschickt auswich. Die Entdeckung der Langsamkeit, oder ein entschleunigtes Tor, wie immer man es sieht. Auf jeden Fall kein Muskelfaserriss beim Schuß. Der Goalgettersohn prüfte das Aluminium, der Ball stieg senkrecht hoch, kam aber wie die nordkoreanische Rakete direkt wieder runter, und bevor der Studentenkeeper seine Handschuhe wieder richten konnte, war das Ei im Netz. Und der Jüngste? „Ich kann auch flach“, gesagt, getan, Tor. Wolke 7 war noch frei. Platz 11 am Ende. Ohne Elfmeterschießen 3 Siege, 3 Unentschieden, eine Niederlage, dazu 11:5 Tore, aufgeteilt auf 4 Schützen, davon ein echter Rotstern, aber wen interessiert das schon? Aber eben auch eine Niederlage im Elfmeterschießen. Aber gegen den Endspielteilnehmer. Wir quasi als Geburtshelfer. Auch das: Chapeau.

Vor dem Endspiel war aber nochmal Ganzkörperdusche. Handtuch fassen, und eine gute Hälfte des Teams lief die 500 m zum FKK-Bereich am Bunga-Bunga-See und testete die Wassertemperatur: 20 Grad, und die Schnappschildkröten hatten grad fiesta. Also los, Muskeln entspannen, aber mal eben 1000 m Butterfly war selbst dem Sportlehrteam Vater und Sohn zu viel. AndiK wollte gleich durchpaddeln zum Ouzo holen, wurde aber durch Hinweisschilder „Landschaftsschutzgebiet“ am Langstreckenkraulen gehindert. Am Ufer machte sich derweil schon KaRO Oldenburg  für die nächste Baywatch-Wache bereit, also raus aus dem Nass, abtrocknen und Endspiel schauen. Vorher lief noch das Endspiel des Kinderturnieres, Super Sache, aber nicht nur Fynn, sondern auch der Endspielteilnehmer aus Ostberlin zeigte auf: die kids gehören in die erste Elf bei den Daddies. Auch das Spiel um die Rote Laterne – wie immer holten sich die wildcard die charmanten Ladies aus der Domstadt an der Donau -  war spannend, so dass an der Kunstrasenplatzumzäunung sogar die Hooligans in die zweite Ebene kletterten.

Pünktlich zur Sportschau hieß es dann: Dagmar liebt Hamburg gegen Rote Hosen Ostberlin.  Die Hamburger, eigentlich eine Truppe von Dagmar Drewes Celle/Osnabrück mit einigen Hansestädtern, fiel schon während des gesamten Turniers durch eine Art Chelsea des Alternativfußballs auf. Gegen BetongUnion Köln im Viertelfinale und gegen Vibrator im Halbfinale reichte ein bis zwei Konter zum Toreschießen, ansonsten hielt sich das Team überwiegend im eigenen 16ner auf. Das konnte ja heiter werden. Doch bevor es losging: schnell noch Autogramme auf den Kalender der bezaubernden Damen von Käthes Kosmos geben lassen. Die Welle schwappte auch nicht durchs Rund, und so war es schließlich dem alten Regensburger RAFler vorbehalten, ein gepflegtes Bier im Adamskostüm im Mittelkreis zu trinken – „Flitzen ist kein Verbrechen“. Halbzeit, und dann plötzlich 1:0 für die Ex-DDRler durch Teamchefs Sohn, der ähnlich unserem Torschützenblondie die DAM schon seit Jahren aktiv  genießt. Und alles wussten: das war es, da konnte Dagmar die Hamburger noch so lieben, wie sie wollte, und außerdem gibt es in Hamburg nur einen Verein und der heißt: Rote Beete. Nach dem Schlusspfiff waren dann die neuen Titelträger nicht mehr zu halten, und so ging es dann kollektiv in den whirlpool. Schöne Bilder.

Viel Zeit blieb nicht, denn die Siegerehrung nahte. Wahrscheinlich erstmals in der Geschichte des Roten Sternes waren wir komplett noch anwesend. Ein großes Team, und eine große Geste an den Teamchef. So soll es sein. 4 Stunden Siegerehrungen mussten dann schon sein, wie immer charmant und lässig begleitet vom Fußballkönig, der ein gutes Händchen bei der Auslosung bewies. Und als gegen Mitternacht auch die letzte Ehrung vorbei war, brachen alle Dämme. Stagediving, Pogo, Tabledance – das ganze Programm, und zwischendrin versuchte der Teamchef mit dem verrückten Oxford-Burner seine Tanzschulschritte zu vervollkommnen.  Die beiden Vereinsspieler passten auf ihren Fahrer auf, das der sich nicht noch beim Hotten den 12 Nerv einklemmte, der Älteste zeigte dem alternativen Damen, wo Elvis seinen Hüftschwung abgecovert hatte, es floss viel Bier, und wie immer hielten die wackersten der Wackeren bis zum Polizeieinsatz um 3 Uhr durch, und damit war dann auch schon 99% der DAM vorbei.

 

Montag, den 28.6.12     

Zeltabbauen, Taschen packen, Verabschieden von vielen Freunden und Freundinnen, noch ein Kaffee, letzte Fotos und schon mal die Tage bis Berlin runterzählen – es sind wie immer die grausamsten Stunden auf einer DAM – schlimmer noch als eine Niederlage oder ein verschossener Elfer. Tschüss Kassel, Hello Ostberlin.


ROTER STERN BREMEN  |  pelle@rotersternbremen.de